05. Sep 2017
Anliegen der nachfolgend berichteten Studie ist es vor dem Hintergrund der bisherigen Forschungslage in Deutschland (vgl. dazu den einleitenden Beitrag von Suhling und Rabold in diesem Heft), aktuelle Daten zur Verbreitung von Gewalt und Aggression im Strafvollzug zu liefern. Der Schwerpunkt wurde dabei auf den Erwachsenenvollzug gelegt. Im Gegensatz zu verschiedenen Vorgängerstudien sollte das Dunkelfeld der Gewalt betrachtet werden, nicht nur jene Taten, die angezeigt oder in anderer Weise aufgedeckt werden. Der Rückgriff auf eine anonyme, standardisierte Befragung erschien daher stringent. Nach Anfrage bei verschiedenen Justizministerien der Bundesländer haben sich letztlich fünfBundesländer zur Teilnahme bereit erklärt (s.u.).
Die Studie hatte noch zwei weitere Anliegen: Erstens sollte im Gegensatz zu früheren Untersuchungen explizit die i Frage der Gewaltbelastung verschiedener Migrantengruppen untersucht 1 werden. Aus diesem Grund erfolgteeine differenzierte Abfrage der ethnischen Herkunft; zudem wurde der Fragebogen in 18 Sprachen übersetzt, um auch jene Migranten zu erreichen, deren Deutschkenntnisse nicht für eine Befragung in deutscher Sprache ausreichen. zweitens sollte sich möglichen Einflussfaktoren des Gewaltverhaltens gewidmet werden, wobei hier insofern Beschränkungen notwendig waren, als der Fragebogen nicht zu umfangreich werden durfte. Ausgewählte wurden einige wenige individuelle Merkmale. Zusätzlich wurden anstaltsbezogene Merkmale untersucht. So weisen u.a. Hinz und Hartenstein (2010) darauf hin, dass das „Institutsklima" (S. 181) eine wichtige, auch praktisch zu beeinflussende Umweltvariable bzgl. des Aggressionsverhaltens darstellt. Die Studie von Ortmann (2002) weist ebenfalls auf die Rolle von Anstaltsmerkmalen wie das Verhältnis zu den Bediensteten oder das Verhältnis der Gefangenen untereinander hin.